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Interview mit Chris Cagle (Think Vitamin-Blog, 03.06.2011)

Der GetSimple-Gründer Chris Cagle wurde vom Think Vitamin-Blog im Rahmen der Serie “From the Source” (“Direkt aus der Quelle”) zum Projekt und seinen Gedanken zu Opensource-Projekten befragt. Es folgt die deutsche Übersetzung des Interviews, die wir mit freundlicher Genehmigung von Think Vitamin erstellt haben. From The Source: Chris Cagle

http://thinkvitamin.com/interviews/from-the-source-chris-cagle/

Ab dieser Woche starten wir eine neue Serie namens “From the Source” (“Direkt aus der Quelle”). In jedem der kommenden Artikel werden wir Entwickler eines Opensource-Projektes aus dem Web-Bereich interviewen. Themen werden ihre Projekte sein und die Frage, was sie dazu inspirierte an Opensource-Projekten zu arbeiten.

Diese Woche unterhielten wir uns mit Chris Cagle, PHP-Entwickler und Gründer des GetSimple CMS. Was Chris so treibt, könnt Ihr auf seiner Website http://www.cagintranetworks.com verfolgen.

Scrennshot vom Administrationsbereich von GetSimple mit Foto des Hauptentwicklers Chris Cagle Erzähl' uns ein bisschen über Dich. Wer bist Du und was machst Du so?

Nun, ich wohne in Pittsburgh, Pennsylvania, und bin seit 6 Jahren mit meiner wunderschönen Frau Krista verheiratet. Wir beide werden jeden Tag von unseren 3 Kindern und zwei Promenadenmischungen durch die Gegend gescheucht. Ich bin ein fanatischer Pittsburgh-Sportfan und arbeite bei 3PC Media als Senior Web Developer.

Die ersten 6 Jahre nach dem College arbeitete ich für Mellon Financial im IT-Bereich. Ich fing dort im IT-Support an und arbeitete mich langsam bis ins mittlere Management hoch. Obwohl ich an dem, was ich dort tat, Spaß hatte, war IT doch nicht wirklich meine Leidenschaft. Ich wollte schon lange lieber im Webdesign- oder -Webentwicklungs-Bereich arbeiten.

Drehen wir die Zeit mal etwas zurück: Ich habe im Web gearbeitet seit ich in der 6. Klasse eine Fan-Site für die Pittsburh Penguins erstellt hatte. Nachdem ich das College abgeschlossen hatte, versuchte ich mit Webdesign nebenbei etwas Geld dazuzuverdienen, also gründete ich meine eigene Webdesign-Firma. Nach 5 halb-erfolgreichen Jahren als Freiberufler, entschloss ich mich dann den Sprung von der IT bei Mellon Financial hin zum Webentwickler bei 3PC Media zu machen. An welchen Opensource-Projekten arbeitest Du?

Die zwei Projekte, an denen ich bisher am meisten mitgewirkt habe, sind WordPress und natürlich GetSimple. Bei WordPress entwickelte ich einige Plugins und Themes und hatte mich dort schon recht gut zurecht gefunden. Allerdings war die dortige Community ziemlich groß, so dass ich mir in der Masse dort ziemlich verloren vorkam. Weiterhin versuchte ich mich bei einigen Fakturierungs-Systemen einzubringen, leider war deren Community nur wenig bis gar nicht aktiv, so dass meine Vorschläge auf taube Ohren fielen.

GetSimple ist ganz offensichtlich mein Opensource-Baby. Meine tägliche freie Zeit ist ziemlich genau zwischen der Entwicklung des GetSimple-Kernsystems und der Betreuung der wachsenden (und anspruchsvollen) Community aufgeteilt. Glücklicherweise habe ich eine tolle Gruppe Freiwilliger, die mir mit beiden Bereichen der Arbeit hilft. Was inspirierte Dich zur Arbeit an GetSimple?

Nach der Gründung meiner Webdesign-Firma arbeitete ich zunächst fast ausschließlich mit WordPress. Die Benutzeroberfläche sah toll aus, das ganze System machte für mich Sinn und mir gefiel die riesengroße Entwickler-Gemeinde, die WordPress umgab. Besonders, wenn ich nach Antworten zu meinen Fragen suchte. Leider bestand meine Kundschaft aus kleinen Firmen, die 90% der WordPress-Funktionen gar nicht brauchten.

Ich fing an herum zu suchen und mir wurde klar, dass es da draußen wirklich keine Content-Management-Systeme zu geben schien, die eine einfache Bearbeitung von Webseiten erlaubten und dabei noch großartig aussahen. Welcher Designer, der etwas auf sich hält, möchte seinen Kunden eine hässliche Verwaltungsoberfläche an die Hand geben? Ich nicht.

Ich wusste, dass ich das besser machen konnte als jede der anderen Lösungen da draußen, die auf kleine Firmen ausgerichtet waren. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich meine Berufung gefunden hatte und GetSimple war geboren. Welche Pläne hast Du für GetSimple?

In den zwei Jahren, in denen ich GetSimple entwickelte, wurde mir klar, dass man aus der Community das zurück bekommt, was man zu investieren bereit ist. Ich weiß, es ist ein Klischee, aber es stimmt. Ich habe eine Menge Zeit damit verbracht Funktionen in die Website zu integrieren, die es der Community ermöglichen mehr mitzuwirken. Dies beinhaltet die Erweiterung von Extend (dem Plugin- und Theme-Bereich), den Start des Wiki an dem jeder mitarbeiten kann und Aktivität meineseits im Forum. Communities treiben Opensource-Projekte voran, deshalb mache ich bewusste Anstrengungen die Community einzubeziehen, wo es geht.

Vom Produkt GetSimple her, wird Version 3.1 unser erster großer Versuch die Benutzbarkeit des Verwaltungsbereichs zu verfeinern. Indem manuell auszuführende Tätigkeiten automatisiert oder mit AJAX-Funktionen versehen werden, machen wir die Benutzung der Software viel einfacher. GetSimple muss seine saubere und einfache Benutzeroberfläche behalten, damit wir uns von den meisten anderen Content-Management-Systemen im Wettbewerb absetzen. (Ja, ich weiß, ich tue so als wäre es ein Geschäft obwohl es das nicht ist) Wenn Du heute ein neues Opensource-Projekt starten wolltest, welches würde es sein?

Haha, ich glaube nicht, dass ich die Zeit für ein weiteres Opensource-Projekt hätte. Ich finde immer wieder neue Ideen und Programme, bei denen ich denke: “Das könnte ich besser.” Letztendlich weiß ich aber, dass ich nicht die nötige Zeit dafür hätte. Einem Opensource-Projekt vorzustehen ist eine Arbeit, in die man viel Herzblut steckt und die zeitaufwendig ist. Welche Kennzeichen machen ein großartiges Opensource-Projekt aus?

Es erfüllt ein Bedürfnis. Das mag offensichtlich sein, als ich aber meine ganze Zeit damit verbrachte, Funktionen aus Wordpress zu entfernen, wusste ich, dass es einen besseren Weg geben musste,

Eine aktive Community. Manchmal nimmt dieser Teil genau soviel Zeit in Anspruch wie die Entwicklung des Codes, aber es ist einfach notwendig eine gesunde Community zu pflegen. Hast Du noch keine Community, füge der Website ein Forum hinzu, widme ihr Deine Aufmerksamkeit und die Nutzer werden kommen. Hast Du Ratschläge für angehende Opensource-Programmierer?

Verfasse eine Leitlinie mit Grundsätzen für das Projekt. Ich kann gar nicht genug betonen wie wichtig dies ist. Du musst ein Projekt entwickeln, das eine Nische anvisiert und so gut wie möglich versucht, diese Nische zu füllen. Zu versuchen es mit Giganten wie Joomla oder WordPress aufzunehmen, wäre in meiner Situation Selbstmord für das Projekt gewesen. Ich habe meine Ziele für die genannte Nische in mein Leitbild geschrieben und weise Nutzer regelmäßig darauf hin, wenn sie Funktionen nachfragen, nur, weil sie in Wordpress eingebaut sind.

Zolle der Community Aufmerksamkeit. Eine aktive Community ist genau so wichtig wie Dein tatsächlicher Code. (Gar nicht davon zu sprechen, dass dies unausweichlich zu besserem Code führt. Siehe den folgenden Punkt)

Mache Dir bewusst, dass es bessere Ideen als Deine gibt. Das mag zuerst schwer zu glauben sein, aber es gibt dort draußen einfach Leute, deren Ideen besser sind. Wenn Dir eine solche Idee begegnet, dann zolle Anerkennung, wo sie angebracht ist. Deine Entwickler werden unweigerlich verschwinden, wenn alle Vorschläge außer Deinen ignoriert werden.

Leg' einfach los. Lass' Dich von Gedanken an Versagen oder Erfolg nicht überwältigen. Du hast nichts zu verlieren und am Ende wirst Du dadurch ein besserer Programmierer geworden sein. Auch falls GetSimple ein Reinfall geworden wäre, das während seiner Entwicklung erlernte Wissen wäre unschätzbar gewesen.

de/getsimplede/interview_mit_dem_hauptentwickler_chris_cagle.1399149721.txt.gz · Last modified: 2014/05/03 20:42 by Lars